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sechs Springen der Klasse S

18-jährige Amazone gewinnt S – Springen in Isny

By Reitturniere, Veröffentlichungen Zeitung No Comments

Erst fällt sie ihrem Pferd um den Hals. Dann kramt sie außer Atem ein Leckerli aus der engen Reithosentasche. „Ich bin überglücklich“, sagt Alia Knack aus Boll, die mit gerötetem Gesicht aus dem Stechen in Isny-Ratzenhofen trabt und am Ende die schnellste Reiterin war. Die Amazone weiß, wie man schwere Springen gegen männliche Profis gewinnt. Und das nicht erst seit Sonntag. Mit 14 Jahren siegte sie zum zehnten Mal in einem S-Springen und hatte damit das goldene Reitabzeichen in der Tasche. In Isny strahlt die 18-jährige Siegerin trotzdem so, als wäre sie zum ersten Mal auf Platz eins. Und das hat seinen Grund. Nur fünf Reiter schafften es beim „Großen Preis“ auf der Reitanlage in Ratzenhofen im Normalumlauf über die 1,45 Meter hohen Hindernisse fehlerfrei bis ins Ziel und sicherten sich damit einen Startplatz im spannenden Finale. Zwei Frauen und drei Männer kämpften im Sattel auf den Rücken ihrer Pferde mit Tempo und engen Kurven um die vorderen Ränge.

Geschafft hat es am Ende Alia Knack, die 2020 in den Bundeskader der Junioren U18 berufen wurde und jetzt die Europameisterschaft fest im Blick hat. Die junge Frau aus Boll ist ein Aushängeschild für Deutschland und ein sympathisches Beispiel für das Niveau, das in Isny herrschte.

Junge Reiter, erfahrene Profis, die amtierende Bayerische Meisterin, alte Hasen und junge Pferde: Über alle Klassen hinweg freuten sich die Teilnehmer über die „wirklich perfekten Bodenverhältnisse“ (Maximilian Ertz) und die „genial gepflegte“ Reitanlage. Zitat: „Besser geht’s nicht.“

Der Verein passte das Programm entsprechend an und schrieb mutig zum ersten Mal sechs Springen der Klasse S aus – zwei davon S**. „Wir haben einen Gang hoch geschalten – und es hat funktioniert“, sagte der Vorsitzende Johannes Georg von Olnhausen, der sich mit seinem Vorstandsteam bewusst für das Niveau entschieden hatte, am Sonntag nach einer gelungenen Veranstaltung.

Rappelvolle Ränge und ein begeistertes Publikum gaben dem Vorhaben recht. „Das hätte ich nicht gedacht. Ich hatte wirklich Bauchschmerzen“, gibt Meldestellenchef Markus Kuhnle unumwunden zu. Der erfahrene Profi war vom Nennungsergebnis mehr als überrascht. „Viele ländliche Turniere finden dieses Jahr gar nicht statt, weil es an Startern fehlt.“ Corona hätte auch diese Branche verändert. In Isny hat es trotzdem funktioniert. Der Grund: „Das ist ein Turnier mit einem außergewöhnlichen und persönlichen Flair“, sagte Maximilan Ertz, der 400 Kilometer aus der Röhn in Hessen nach Isny angereist war. Er war einer der erfolgreichsten Teilnehmer an diesem Wochenende. Er siegte im zweiten S**-Springen und war im Stechen im „Großen Preis“ nur knapp hinter Alia Knack platziert. Gelächelt hat er trotzdem bei der Siegerehrung. Vielleicht weil die Stimmung so rührend war. Die Zuschauer winkten den erfolgreichen Reitern mit weißen Taschentüchern zum Abschied hinterher, wie das nur in Aachen, dem größten Reitturnier in Deutschland, üblich ist. „Das ist schon was ganz Besonderes“, sagte Maximilian Ertz. „Hier zu Reiten ist wie Urlaub.“

Publikumsliebling an diesem Wochenende war allerdings nicht Ertz sondern Monika Niederländer, die Österreicherin und Siegerin der Springprüfung der Klasse S* mit Joker. Sie war am Samstag noch gestürzt und holte am Sonntag in der ersten schweren Prüfung des Tages trotzdem die goldene Schleife. In der Siegerehrung drehte sie eine ungeplante Extrarunde und rief dem Publikum zu: „Bitte noch einmal Klatschen fürs Pferd!“ Applaus brandete auf und produzierte Gänsehaut auf den Rücken und Unterarmen der Zuschauer. Damit ist eines sicher: Isny bleibt Reitern und Zuschauern in bester Erinnerung.

Bericht aus der Zeitung „schwäbische“, Text von Stefanie Böck